1999 wurde auf dem Territorium des modernen Spitalfields-Marktes in London ein ungewöhnliches Grab gefunden. Schon eine vorläufige Analyse der Bestattung machte deutlich, dass die an diesem Ort bestattete Frau einen außergewöhnlich hohen sozialen Status hatte. Nun haben Forscher neue Daten erhalten, die uns dem Rätsel um die Identität der sogenannten Römerin Spitalfields näher bringen.

Forscher untersuchen das Grab der Römerin Spitalfields
Die Frau wurde in einem reich verzierten Bleisarg beigesetzt. Weitere Recherchen zu ihren Überresten, die in einem neuen Buch ausführlich beschrieben werden, zeigen, dass ihre Kleidung aus der hochwertigsten Seide aus China hergestellt wurde und die Fäden, die ihre Kleidung schmücken, zu 97 Prozent aus reinem Gold bestehen.
Der Wollstreifen, aus dem auch ihr Begräbnisanzug bestand, hat sich in den 1600 Jahren seit ihrem Tod verschlechtert und ist heute ein unscheinbares dunkelbraunes Material, aber mikroskopische Analysen zeigten, dass es ursprünglich lila war.
Im römischen Britannien war Magenta ein charakteristisches Merkmal der Reichen und Mächtigen, da das Pigment einer bestimmten europäischen Schneckenart zur Herstellung der Farbe verwendet wurde. Es soll damals das teuerste Pigment der Welt gewesen sein.

Ausgrabungen im Marktgebiet von Spitalfields
Die Studie ergab, dass ein ganzer Abschnitt des Friedhofs für die Bestattung kleiner Kinder reserviert war. Archäologen weisen darauf hin, dass dies sehr ungewöhnlich war, da es auf den römischen Friedhöfen der Stadt bisher nur sehr wenige Kinderbestattungen gab.
Später wurde dieses Gebiet als mittelalterliche Begräbnisstätte genutzt, 1197 wurde es ein Kloster und im 17. Jahrhundert ein Übungsplatz für eine Artilleriekompanie.
Die Frau selbst starb in jungen Jahren, vielleicht bei der Geburt oder an einer Krankheit, aber es gibt keine Inschriften auf ihrem Grab und keinen Grabstein. Experten gehen davon aus, dass es im Mittelalter abgerissen worden sein könnte, um die Stadtmauern zu bauen.
Sie wurde mit verschiedenen wertvollen Gegenständen begraben, darunter zwei Glasgefäße, die Parfüm enthalten könnten. Einer war ein 23 cm langer Zylinder mit einer einzigartigen Edelsteinbasis und Zickzack-Glasdekorationen.

Glasgefäß im Grab gefunden
Unter dem Kopf der Frau fanden die Forscher Spuren eines Lorbeerblattkissens, ein weiterer Hinweis auf das reiche Leben, das sie führte.
Insgesamt fügte die Studie der Liste der Gräber in der Umgebung 174 neue Gräber hinzu, was einer Gesamtzahl von 493 entspricht.