Wissenschaftler aus Deutschland haben die Datierung eines der berühmtesten und mysteriösesten Artefakte der letzten Jahre aufgeklärt. Die Himmelsscheibe von Nebra, die als älteste Darstellung des Kosmos gilt, ist jünger als gedacht.
Die Studie wurde in der Zeitschrift Archaologische Informationen veröffentlicht, eine Zusammenfassung ist auf der Website der Goethe-Universität Frankfurt am Main erschienen. An der Studie nahmen auch Experten der Ludwig-Maximilians-Universität München teil.
Die Himmelsscheibe von Nebra ist einer der bedeutendsten archäologischen Funde der deutschen Geschichte. 2013 wurde es in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen. Dieses Artefakt wurde 1999 entdeckt und von "schwarzen Baggern" gefunden. Vermutlich wurde es zusammen mit Schwertern, Äxten und Armbändern aus der Bronzezeit gefunden.
Es war auf der Grundlage der begleitenden Artefakte, dass die Scheibe datiert wurde. Tatsache ist, dass die Datierung in Analogie zu anderen ähnlichen Objekten erfolgte, und zwar nach ihrem Stil. Diese Disc hat jedoch keine Analoga auf der Welt, also gab es einfach nichts, womit sie vergleichbar wäre. Außerdem nutzten die Forscher die Informationen der gefangenen Grabräuber. Und es ist vielleicht nicht ganz richtig.
Erst jetzt, zwei Jahrzehnte nach seiner Entdeckung, haben Wissenschaftler versucht, das einzigartige Artefakt neu zu datieren. Die Ergebnisse waren sensationell. Es stellte sich heraus, dass die Scheibe in die Eisenzeit datiert werden sollte, also etwa 1.000 Jahre jünger ist als bisher angenommen.
Dies lässt sofort Zweifel am historischen Wert der Scheibe aufkommen. Immerhin galt sie bisher als die älteste Karte des Kosmos der Welt. Wenn er jedoch offiziell um 1000 Jahre verjüngt wird, verliert er diesen Status. Worauf stützen die Wissenschaftler ihre Schlussfolgerungen?
Aus dem zusammenfassenden Bericht geht hervor, dass sie "die Umstände der Entdeckung und die Ergebnisse früherer Studien der Himmelsscheibe von Nebra sorgfältig analysiert haben". Sie glauben, dass der Ort, der bis heute als der Ort galt, an dem das Artefakt gefunden wurde, tatsächlich nicht der Fall war. Ihrer Meinung nach wurde die Scheibe woanders gefunden.
Sie wiesen auch darauf hin, dass es noch immer keine überzeugenden Beweise dafür gebe, dass Schwerter, Äxte und Armreifen der Bronzezeit zusammenliegend gefunden wurden. Archäologen bezweifeln dies, da solche Funde nicht typisch für die Bronzezeit sind. Wenn ja, dann wurde die Scheibe höchstwahrscheinlich bei einigen Ausgrabungen nicht zusammen mit anderen Objekten gefunden.
Laut Archäologen muss die Scheibe erneut untersucht und als Einzelfund ausgewertet werden. Kulturell und stilistisch passt Nebras Himmelsscheibe nach Ansicht der Autoren des Werkes nicht in die Traditionen der Frühbronzezeit, also dem Beginn des zweiten Jahrtausends v. Chr., auf die sie datiert wurde. Aber die Forscher sahen darin die Motive des ersten Jahrtausends v. Chr., dh der Eisenzeit. Diese Entdeckung verspricht eine echte Sensation in der wissenschaftlichen Welt.